Bolivien
(November 2012)
Titicacasee
Bolivien im Westen Südamerikas, früher als Peru Alto ein Teil des Nachbarstaates, bietet spektakuläre Natur in den Kordilleren, mit Bergriesen und Felsformationen, weite Ebenen und Wüsten mit ausladenden Salzpfannen und schöne Täler mit Regenwäldern. Bolivien hat den höchsten Anteil an indigener Bevölkerung, pflegt auch deswegen intensiv seine Traditionen und verfügt über sehenswerte koloniale Architektur.
An der Grenze Peru - Bolivien fällt zunächst aber auf, dass die geteerte Straße an der Grenze aufhört und in Bolivien in eine Schotterstraße übergeht.
Straßenhandel hinter der Grenze
Copacabana ist der zweitwichtigste Wallfahrtsort Südamerikas. Die Basilika mutet maurisch an...
...und beherbergt die Virgen Morena del Lago.
Im Städtchen Copacabana herrscht reges Kleinhandeltreiben. Bei einer Arbeitslosen-Quote von 40% versucht sich nahezu jeder als kleiner “Geschäftsmann”, um zu überleben.
eine Attraktion für die Fußballjugend
Der Titicaca-See ist der höchstgelegene (3.810 m) schiffbare See der Welt. Bemerkenswert sind die “schwimmenden Inseln” aus Schilfgeflecht, auf denen Stämme von Anden-Ureinwohnern leben, die schöne Natur mit 33 Inseln und - bei gutem Wetter - der Blick auf die Cordilleres Real mit den 6.000 m-Riesen. Mit einer Fläche von 8.560 km² und einer Länge von 176 km ist der Titicaca-See um ein vielfaches größer als der Bodensee.
die Königskordilleren sind in den Wolken
den Blick auf die Cordillere Real hätten wir gerne gehabt
die Sonneninsel ist weniger spektakulär
Das Hochland auf dem Weg nach La Paz ähnelt dem peruanischen Hochland am La Raya-Pass. Hier wohnt hauptsächlich der Stamm der Aiwara. Die landwirtschaftlichen Anwesen, Dörfer und kleinen Städte wirken allerdings um einige Grade ärmer. In der Tat ist Bolivien heute das ärmste der Andenländer.
La Paz ist die zweitgrößte Stadt Boliviens und Regierungssitz. Die Hauptstadt ist Sucre und die Wirtschaftsmetropole und Schmuggelzentrale ist Santa Cruz. Wir konzentrieren uns auf La Paz, die höchstgelegene Großstadt der Welt mit über einer Million Einwohnern, die sich die Berge hinauf bis in eine Höhe von 4.100 m erstreckt. In dieser Höhe wird den flachländischen Touristen empfohlen: keinen Sex, keinen Alkohol und kein schweres Essen, sonst Höhenkrankheit-gefährdet! Und tatsächlich hat man schon bei kleineren Anstrengungen sehr schnell Atembeklemmungen. Dem Rat folgend haben wir in der Höhenluft nur “leicht” gegessen. Die 300gr-Filetsteaks in Bolivien waren die besten unserer Reise.
La Paz mit dem höchstgelegenen Fußballstadion der Welt
Von den Einwohnern sehen wir an diesem Mittwoch, 21. November 2012, allerdings wenig,
denn es ist Volkszählung in Bolivien. Evo Morales traut den eigenen Bürgern nicht und hat die ganze Bevölkerung unter Hausarrest gestellt. Teams sind unterwegs und befragen die Bevölkerung in ihren Wohnungen. Aber auch Obdachlose werden bei ihren Plastikbehausungen befragt. Einer davon machte einen sehr selbstsicheren Eindruck und die Befrager wirkten etwas ratlos (nicht fotografiert). Die Polizeipräsenz ist allgegenwärtig und die Kontrolle kradbeweglich flächendeckend.
Wir haben von unserer pfiffigen Reiseagentur zum Glück eine Ausgangsgenehmigung und können uns im menschenleeren La Paz ungehindert bewegen.
Alkohol darf man am Zensus-Tag nicht öffentlich sichtbar trinken, deswegen gibt es das schmackhafte Nationalgetränk “Pisco Sour” im Hotel aus Kaffeetassen:
Am Plaza San Francisco bewundern wir die bedeutende Kolonialkirche, Basilica de San Francisco, mit ihrer Fassade im Mestizenstil.
Auf der anderen Seite des Platzes ist es weniger hübsch:
Die Straßen und Gassen auf dem Weg zum Hauptplatz, Plaza Murillo, wirken teilweise sehr heruntergekommen.
Der Nationalen Krankenkasse geht es auch nicht sehr gut.
Es gibt aber auch Lichtblicke!
schöner Kolonialstil
das Stadttheater
ein Gebäude der Universität
Was in anderen südamerikanischen Ländern der Plaza de Armas oder Plaza Mayor ist, ist in La Paz der nach dem bedeutenden Freiheitskämpfer benannte Plaza Murillo.
Hier bewundern wir die Kathedrale im klassizistischen Stil...
den Regierungspalast,
den Staatspalast,
das Außenministerium,
aber auch Verfall, direkt neben dem Regierungspalast,
und direkt gegenüber dem Außenministerium
Diese Anblicke gereichen der Regierung nicht gerade zum Ruhm.
Ein Stadtbummel bringt weitere, sehr interessante Eindrücke.
das Rathaus von La Paz
der Alptraum eines Elektrikers
die Kirche San Augustin
Und gegenüber dem Rathaus hat ein Künstler seinen Eindruck vom Leben in Bolivien unter schweren Bedingungen zum Ausdruck gebracht:
Bolivien leidet massiv unter Armut, Korruption, Kleinkriminalität und Steuerhinterziehung.
In den Häusern an den oberen Hängen wohnen Bürger, die keine Steuern zahlen.
Unverputzte Häuser gelten als noch im Bauzustand und sind steuerfrei. Der sicher reiche Besitzer des Mehrfamilienhauses mit Gardinen zahlt auch keine Steuer und kassiert die in La Paz sehr hohen Mieten. Die Steuerlast trägt eine kleine Mittelschicht.
Das hatte sich der Befreier Murillo sicher anders vorgestellt!
Reichere Bürger spielen im “Mondtal” von La Paz Golf. Es scheint aber eine Frage der Zeit, bis die Erosion diesem Vergnügen den Boden entzieht.
Die Bevölkerung Boliviens ist hauptsächlich katholisch und tief religiös. Den armen Aiwaras reicht dieser religiöse Halt nicht, deswegen setzen sie auch weiterhin auf den Pachamama-Kult (Mutter Erde). Da darf der Schamane nicht fehlen.
um würdige Zeremonie bemüht
Glücksbringer auf dem Hexenmarkt
mumifizierte Lama-Embryonen
Der Coca-Bauer und Sozialist Evo Morales wurde 2006 mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. In seiner ersten Amtsperiode hat er einige soziale Verbesserungen für die einfache Bevölkerung auf den Weg gebracht, die Pfründe der reichen Bevölkerung beschnitten und Korruptionsbekämpfung eingeleitet. Das Volk verspürte zarte Fortschritte und hat ihn wiedergewählt. Inzwischen hat sich Morales mit den USA überworfen, sich mit dem zweifelhaften venezulanischen Sozialisten Hugo Chavez “verbrüdert” und ist den Verführungen der Macht erlegen. Dringend geforderte soziale Leistungen hat er mit Hinweis auf zu knappe Kassen verweigert und sich stattdessen ein großes Präsidentenflugzeug und eine präsidiale Hubschrauberflotte geleistet. Inzwischen warten die Bürger auf das Ende der Amtszeit des Coca-Bauern und hoffen auf einen besseren Präsidenten, der das Land nach vorne bringt. Der armen Bevölkerung ist das zu wünschen.
Zu den anderen Teilen des Reiseberichts über Südamerika:
Chile, Argentinien, Peru
zurück zur Seite Reisen 2012
nach oben
|