Hans-Heinrich Dieter

Trampel-Trump   (13.07.2018)

 

Heute wollen in London zehntausende Demonstranten gegen US-Präsident Trump protestieren, denn Trump ist in England kein gern gesehener Gast. Dabei soll über dem Parliament Square ein sechs Meter hoher Ballon schweben, der Trump als feistes, orangefarbenes Baby zeigt. Auf den ersten Blick ist das eine sehr passende Idee, denn real wirkt ja Trump durchaus wie ein aufgeblasener politischer Säugling in vollgetwitterten, übelriechenden Windeln. Auf den zweiten Blick stimmt das Bild aber weniger, denn Säuglinge sind nicht gefährlich und naturgemäß mögen wir sie.

Es fällt schwer, Trump zu mögen oder auch ihn politisch zu verstehen. Denn Trump folgt keiner politischen Linie, sondern erratischen Gefühlsausbrüchen, die er seinen Fans zuhause und gefühlten „Feinden“ in geradezu vulgärer Ausdrucksweise zu vermitteln sucht. Auch deswegen wirkt Trump eher wie ein egomanischer, ungebildeter, sehr schlecht erzogener politischer Halbstarker, der höchst unsensibel und ohne Rücksicht auf die Umwelt in den politischen Porzellanläden der Welt herumtrampelt.

Beim NATO-Gipfel tritt er als „präsidentielles Ekel“ der Superpower USA auf, betätigt sich als sicherheitspolitischer „Schutzgelderpresser“, stellt beiläufig den Artikel 5 des NATO-Vertrages infrage und trampelt so auf der Grundmauer unserer Wertegemeinschaft herum. Wenn er glaubt, mit seinen Drohungen und Erpressungsversuchen Erfolg gehabt zu haben, dann trommelt er primatengleich auf seine Brust: „Ich bin sehr konsistent. Ich bin ein stabiles Genie.“ Die europäischen NATO-Partner sollten sich dieses ungehörige Benehmen nicht angstvoll gefallen lassen, sondern sich sehr selbstbewusst rüpelhafte Beschimpfungen verbitten. Trump versteht – wie Putin, Erdogan und andere Autokraten – keinen soft approach sondern nur Klartext! Und auch unter Trump werden die USA die NATO nicht verlassen, denn das transatlantische Bündnis dient in zu starkem Maße auch der Sicherung der amerikanischen Interessen sowie der Projektion globaler amerikanischer Macht. Nicht umsonst hat der US- Kongress am selben Tag zwei Resolutionen zur Unterstützung der NATO verabschiedet.

Nach dem NATO-Gipfel setzt Trump sein ekelerregendes und rüpelhaftes Verhalten als Gast Großbritanniens fort. In einem Interview mit dem Revolverblatt unter BILD-Niveau, „The Sun“, verrät der „Polit-Säugling“ in üblicher großmäuliger Manier, dass er von den Brexit-Ãœberlegungen der Premierministerin May überhaupt nichts hält: er habe May gesagt wie sie es machen solle, sie habe aber nicht auf ihn gehört! Im nächsten Atemzug lobt Trump Mays Widersacher Johnson ausdrücklich und erklärte, dieser wäre ein großartiger Premierminister. Und ein paar Ausbrüche später beschimpft er den Bürgermeister von London auf das Ãœbelste. Dabei bemüht sich Großbritannien darum, insbesondere nach einem Brexit seinen Status als wichtigster europäischer Verbündeter insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht zu festigen und die besonderen Beziehungen zu den USA zu erhalten.

Der britische GUARDIAN kommentiert Trumps Auftreten bei der NATO und seine Reise nach Großbritannien: „Wenn ein Führer so auf die Grundlagen dieser Allianz spuckt und aktiv Werte und Interessen fördert, die den unseren feindlich gegenüberstehen, dann besagt die schwierige Lehre der Geschichte, dass er nicht geehrt und nicht beschwichtigt werden sollte. Wir unterstützen all jene, die friedlich und mit Würde gegen die Anwesenheit eines Präsidenten protestieren, der ein schlechter und unzuverlässiger Verbündeter ist.“ Weil Trump in Großbritannien nicht willkommen ist, durfte auch der Baby-Trump-Ballon über dem Parliament Square schweben!

Die sehr großherzige Queen hat Trump trotzdem zu einer cup of tea eingeladen. Man darf auf den anschließenden Tweet gespannt sein. Vielleicht heißt es dann ja „what a sweet girl she is!“

Schlimm ist, dass dieser Trampel-Trump der gewählte Präsident der westlichen Führungsmacht USA ist, die wir - nicht nur unter sicherheitspolitischen Aspekten - zumindest mittelfristig noch brauchen, bis eine außen- und sicherheitspolitisch stärker integrierte und handlungsfähigere Europäische Union stabiler auf eigenen Füßen stehen kann. Das Verhalten Trumps sollte die Europäer zu engagiertem und verantwortungsbewusstem gemeinsamem Handeln veranlassen!

(13.07.2018)

 

 

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