Hans-Heinrich Dieter

Schlechte Tage   (23.02.2013)

 

Verteidigungsminister de Maizière hat offenbar ein paar schlechte Tage erwischt.

Am Freitag, zum Abschluss des Frühjahrstreffens der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel sagte er den Medienvertretern, dass nach Ende des Kampfeinsatzes acht- bis zwölftausend US-Soldaten in Afghanistan stationiert bleiben sollen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta korrigierte de Maizière sofort: "Wir haben eine Bandbreite von Optionen besprochen. Und ich möchte klarmachen, dass diese Bandbreite die NATO-Streitkräfte betraf. Und die bestehen sowohl aus der US-Präsenz als auch aus dem Beitrag der anderen NATO-Länder." Der sicher etwas peinlich berührte deutsche Verteidigungsminister äußerste daraufhin, er habe sich wohl missverständlich ausgedrückt.

Dann hat de Maizière in einem Interview mit der F.A.S. im Zusammenhang mit seinem Besuch der deutschen "Patriot"-Raketeneinheiten im osttürkischen Kahramanmaras gesagt, die Soldaten der Bundeswehr „haben den verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung. Sie sind vielleicht geradezu süchtig danach.“ Das sagt der Minister, der in seiner Rede zum Dresdner Erlass mit starkem Sendungsbewusstsein den militärischen Führern fünf Punkte ins Stammbuch geschrieben hat: Führen durch Vorbild, Führen durch Führung, Führen durch Handeln, Führen durch Vertrauen sowie Führen durch Lob. Wer solche Dinge fordert, der sollte sich als Kopf der politischen Leitung der Bundeswehr auch daran halten. Der Verteidigungsminister war weder vorbildlich, noch hat er mit seinem Verhalten Vertrauen gewonnen und statt mit berechtigtem Lob zu führen, hat er den Soldaten psychologisch in der Hintern getreten.

In der Türkei angekommen, fordert er die Soldaten dann auf: "Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren." Er beschreibt erst die vermeintliche Abhängigkeit der Staatsbürger in Uniform von der „Droge Anerkennung“ und dann ihre offenbar unkontrollierte Lust darauf. Das ist hauptsächlich peinlich für de Maizière und wird noch peinlicher, wenn er glaubt, die Soldaten kumpel- oder junkerhaft duzen zu sollen.

Dann wird der Minister sicherheitspolitisch, als er den Einsatz der deutschen Soldaten begründet: "Wenn irgendjemand in Syrien auf dumme Gedanken kommt, dann steht hier nicht die Türkei oder die Niederlande oder Deutschland, sondern die NATO insgesamt."  Da klingt so ein wenig der in Zeiten des kalten Krieges groß gewordene Oberleutnant der Reserve durch. Er weiß um die Fragwürdigkeit einer solchen Rechtfertigung und er kann einschätzen, dass es sicherheitspolitisch ziemlich albern ist, von einer Bedrohung der Türkei durch das mit dem Bürgerkrieg voll ausgelastete Syrien zu sprechen, da die Türkei mindestens doppelt so starke Streitkräfte hat und waffentechnisch überlegen ist. Deswegen fügt er noch an: „Es gibt ein Risiko, aber es ist gering.“ Dann sollte man solche Begründungen besser weglassen.

Wer viel arbeitet, macht auch Fehler. Es gibt Tage, da äußert man sich frisch, forsch, falsch!

(23.02.2013)

 

 

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