Hans-Heinrich Dieter

Oh Mann!   (09.03.2013)

 

Bei der gemeinsamen Samstagmorgen-Zeitungslektüre stöhnte meine Frau plötzlich: „Oh Mann!“ Als erfahrener Ehemann hat man immer ein latentes Schuldbewusstsein. Ich war aber nicht der Anlass.

Unser kluger Verteidigungsminister,  auch „Die Büroklammer“ genannt, hat viel Sendungsbewusstsein. Er zieht gegen die vermeintliche Weinerlichkeit der Soldaten zu Felde, er sieht die Bundeswehr überhaupt nicht als eine Art „Ponyhof“ und richtet daher strenge Appelle an das Führungspersonal der Bundeswehr, doch endlich gut zu führen, er bekämpft die aus seiner Sicht offenbar grassierende Larmoyanz in den Streitkräften und hat es nach seinen Ausflügen in die Welt der „Gier“ und „Sucht“ nun in die Rubrik „Worte der Woche“ des Generalanzeigers, Bonn geschafft. Dort unterstreicht er seine Auffassung von der Ethik soldatischen Dienens mit den Sätzen: "Soldaten, die nur für Geld ihren Job machen, sind Söldner. Und wir wollen keine Söldner." Insbesondere ein sehr selbstbewusster Beamten-Typus mit starkem Sendungsbewusstsein muss damit rechnen, dass seine „Sendungen“ hinterfragt werden. Was will de Maizière seinen Soldaten und den Bürgern in unserem tendenziell pazifistischen Land, in dem man Soldaten ungestraft „potenzielle Mörder“ nennen darf, mitteilen?

Die fröhliche Botschaft soll sicher lauten: Der deutschen Gesellschaft als Soldat zu dienen ist so schön und ideell bereichernd, da sollte man nicht aufs Geld schauen. Und wenn wir es schon aushalten müssen, von dem einen oder anderen als „potenzielle Mörder“ bezeichnet zu werden, dann sollten wir uns doch von geldgierigen Auftragskillern unterscheiden. Natürlich hat der Verteidigungsminister grundsätzlich recht. Aber der schlichte Soldat versteht seinen forschen Minister schlicht: Haltet die Schnauze und dient!

Und das ist auch nicht zu viel verlangt, denn Dienen hat Vorteile, wenn „die Jungs plötzlich männlicher werden…“ im Hinblick auf „das Verhalten, die Stimme, den Oberkörper, die Haltung..." Außerdem findet der Minister: „Es schadet nichts, gerade in der jetzigen Generation, die viel an Chillen und Karriere denkt - auch mal an Dienen zu denken und Dienen zu erleben." Na bitte, die Bundeswehr die „Oberkörperschule“ Deutschlands, besser als jede Fitness-Bude. Da können wir froh sein, dass unser Minister keine Oberkörperbemerkungen über die Soldatinnen macht, sondern sehr lobende Worte findet: "Die jungen Frauen sind klasse, fachlich oft besser und körperlich voll einsatzfähig. Auch in die höheren Dienstgrade wachsen sie jetzt schnell hinein." Das passt zum gestrigen Weltfrauentag, deutsche Soldatinnen brauchen keine Frauenquote.

Appelle sind gut für Soldaten, wenn es dafür einen Anlass gibt und durch den Appell ein Ziel gemeinsam besser erreicht werden kann. Wenn schon Appelle erforderlich scheinen, dann sollten sie durch verständnisvolle, in der Realität lebende und ihre Soldaten ernst nehmende Vorgesetzte erfolgen und bitte nicht in der Sprache und mit dem Verständnis  der Urgroßväter-Generation.

Wenn der Minister einen Beitrag zum erfolgreichen Konkurrenzkampf mit der Wirtschaft um die besten Köpfe für die Bundeswehr der Gegenwart leisten will, dann muss er seine Kommunikation überdenken, damit die jungen Menschen nicht die Augen genervt gen Himmel verdrehen.

(09.03.2013)

 

 

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