Hans-Heinrich Dieter

Frieden im Kosovo?   (20.04.2013)

 

Es ist zu schön, um wahr zu sein!

Serbien und Kosovo haben auf höchster politischer Ebene unter Vermittlung der EuropĂ€ischen Union nach zehn Verhandlungsrunden ein Abkommen paraphiert, das Verwaltungsstrukturen fĂŒr die 40.000 Serben im Nordkosovo festschreiben soll. Details sind noch nicht bekannt und der Text muss noch durch Regierungen und Parlamente in Belgrad und PriĆĄtina gebilligt werden. Wichtig ist aber, dass man sich in dieser grundsĂ€tzlich feindlichen politischen AtmosphĂ€re ĂŒberhaupt zu einem Kompromiss durchgerungen hat.

Die UN bezeichnete die unter europĂ€ischer Vermittlung erzielte Einigung denn auch als Meilenstein. Paris spricht von einer „Wende“, Außenminister Westerwelle von einem historischen Schritt, der von Weitsicht zeuge, und die EU-Außenbeauftragte Ashton spricht von einem wichtigen Schritt hin zu Europa. Und tatsĂ€chlich schafft das Abkommen die ersten Voraussetzungen fĂŒr einen vorsichtigen Beginn nachbarschaftlicher VerhĂ€ltnisse. Und der Kompromiss ist ein Signal fĂŒr die krisengeschĂŒttelte Region. Mehr wohl bisher nicht.

Denn erst muss klar sein, wer konkret fĂŒr Polizei, Zoll, Justiz und Verwaltung im Nordkosovo zustĂ€ndig ist und was aus den „Parallelinstitutionen wird. Und dann mĂŒssen die Vereinbarungen auch realisiert werden. Die NATO hat angekĂŒndigt, die Umsetzung der Vereinbarung zu unterstĂŒtzen. Und die 40.000 Serben im Kosovo haben bereits angekĂŒndigt, sich jeglicher Einigung zu widersetzen, die ihren Verbleib in einem eigenstĂ€ndigen kosovarischen Staat festschreibt. Die von NATO-GeneralsekretĂ€r Rasmussen ausgedrĂŒckte Hoffnung, die Vereinbarung werde der Region mehr Frieden und Sicherheit bringen, ist eher ein Strauß Vorschusslorbeeren.

Der gegenseitige Hass der Serben und Kosovaren ist unverÀndert in Beton gegossen. Da Àndert eine Vereinbarung zunÀchst wenig, im Gegenteil. Die Kosovaren werden nicht damit einverstanden sein, wenn den Serben im Nordkosovo weitgehende ZugestÀndnisse gemacht werden und Belgrad muss mit scharfen Reaktionen der Nationalisten rechnen, die das Amselfeld nicht aufgeben wollen.

Von wirklicher Entspannung kann also noch keine Rede sein. Die Kriege der neunziger Jahre sind noch lange nicht Geschichte und der Balkan ist vom lang ersehnten Frieden noch ein langes und beschwerliches StĂŒck Weg entfernt. Noch gibt es keinen wirklichen Grund zum Feiern.

Ein Anfang ist gemacht, aber diesem Anfang wohnt noch kein Zauber inne. Es wÀre auch zu schön, um wahr zu sein!

(20.04.2013)

 

 

nach oben

 

zurĂŒck zur Seite Klare Worte