Hans-Heinrich Dieter

Bundeswehrreform, vergebene Chancen ( 12.02.2011 )

 

Die Aufgabe des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ist es, für die Gesundheit der Soldaten zu sorgen, sie zu erhalten oder wiederherzustellen, sowohl im Inland, auf See als auch im Auslandseinsatz. Ist es zur Auftragserfüllung erforderlich, dass der Sanitätsdienst ein eigenständiger militärischer Organisationsbereich der deutschen Streitkräfte ist? Die Weise-Kommission ist nicht dieser Auffassung und hat vorgeschlagen, den „Zentralen Sanitätsdienst“ aufzulösen, unter anderem, weil zu viel Bürokratie, die Sanitätsoffiziere von kurativen Aufgaben fernhält. Der Sanitätsdienst sollte nach den Vorstellungen der Kommission in die Streitkräftebasis überführt und in einem „Fähigkeitskommando Sanitätsdienst der Bundeswehr“ konzentriert werden.

Die Bundeswehr leidet aktuell an akutem Ärztemangel. 13 Prozent der Arztstellen sind unbesetzt. In einigen Fachdisziplinen gibt es besonders große Lücken, zum Beispiel in der Notfallmedizin, aber auch in der Chirurgie. Weil es an Ärzten im kurativen Bereich fehlt, ist die Arbeitsbelastung der verbliebenen Kollegen hoch, die Belastung durch Auslandseinsätze steigt und die truppenärztliche Versorgung im Inland kann die Bundeswehr schon geraume Zeit nur durch massiven Rückgriff auf Strukturen des zivilen Gesundheitswesens aufrechterhalten.

In dieser Lage wäre es doch sehr sinnvoll, langwierig und kostspielig ausgebildete Fachärzte der Bundeswehr nicht in Organisations- und Führungsaufgaben, für die sie weniger gut ausgebildet sind als ihre Offizier-Kameraden, zu verschleißen, sondern für die kurativen Aufgaben einzusetzen, für die sie befähigt sind und dringend gebraucht werden.

Die Bundeswehr geht, gegen den Rat der Struktur-Kommission einen anderen Weg, denn der Sanitätsdienst soll weiterhin ein selbständiger militärischer Organisationsbereich bleiben. Der Sanitätsdienst organisiert sich also weiterhin mit hohem Fachpersonalaufwand selbst. Aus Sicht der Sanitätsoffiziere mag das verständlich sein, denn wirklich Karriere kann man als Arzt bei der Bundeswehr derzeit nur im Bereich Führung und Organisation machen. Das rechtfertigt aber nicht die Verschwendung hochkarätiger Fachkräfte-Ressourcen in bürokratischen Tätigkeiten zu Lasten der konkreten Gesundheitsfürsorge für unsere Soldaten.

Mit einem neuen und attraktiveren Laufbahnmodell für kurativ tätige Ärzte der Bundeswehr wäre allen besser gedient.

(12.02.2011)

 

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