Hans-Heinrich Dieter

Welttag der Pressefreiheit   (03.05.2019)

 

Seit dem Aufkommen des schlimmen und nicht stimmigen Schimpfwortes „Lügenpresse“ im Jahr 2014 hat sich an der Qualität der Medien in Deutschland leider nicht viel geändert.

Am ersten und wichtigsten Grundsatz (Ziffer1 Pressekodex) journalistischer Arbeit: „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“ orientieren sich offensichtlich nach meiner Beobachtung immer noch zu wenige Journalisten.

Es gibt immer noch zu viele Journalisten, die offenbar keine eigenständige Recherche machen, die nicht klar zwischen Meinung und Bericht trennen, die deshalb ihre Aufgabe nicht neutral, fair, verantwortungsbewusst, wahrheitsgemäß sowie mit Verständnis und Augenmaß wahrnehmen. Solche Journalisten verlieren ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Bürger. Und nur wenn Journalisten ihre Fähigkeit zur Selbstkritik stärken und sich darum bemühen, ihre Arbeit im Sinne des Pressekodex an der Wahrheit orientiert zu machen, werden sie das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen können.

Neben den 16 publizistischen Grundsätzen des „Pressekodex“ gibt es Regeln, die den qualifizierten Journalismus auszeichnen:

1. Eine Quelle allein ergibt keine Nachricht.

2.Bei Konflikten sind die Positionen beider Seiten darzustellen.

3. Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute.

4. Nachricht und Meinung müssen klar getrennt sein.

Diesen Regeln entspricht sogar zu häufig nicht einmal ein öffentlich-rechtliches Qualitätsmedium wie der Deutschlandfunk. Das ist sehr enttäuschend!

Und ganz allgemein kann man feststellen, dass sich zahlreiche Medien – offenbar auch aufgrund wirtschaftlichen Existenzdrucks und daraus folgenden Quotenzwängen – durch Skandalisieren, Spekulieren und Themenauswahl der niedrigen Qualität des „Boulevard“ angleichen. Darüber hinaus ist ein ziemlich rigoroser Versuch zu erkennen, Menschen und Bürger, die eine andere Meinung vertreten als der links/grüne Mainstream, eine rechte oder konservative „Echoblasenexistenz“ zu unterstellen, zu verunglimpfen und undemokratisch auszugrenzen – dabei befindet sich die Mehrheit der heutigen Journalisten ganz offensichtlich selbst in einer rot/rot/grünen Echoblase. Das ist auch ein Grund dafür, dass die meisten Medien die Politik in unserem System demokratischer Gewaltenteilung nicht mehr unabhängig-kritisch begleiten und als „vierte Gewalt“ die demokratische Kontrolle nicht mehr verantwortungsbewusst ausüben können.

Die heutigen Journalisten erfüllen deswegen meiner Meinung nach zu großen Teilen nicht mehr den Anspruch, den wir in unserem demokratischen System an die Institutionen der so wichtigen Pressefreiheit haben.

Und da schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU zum Welttag der Pressefreiheit in Abgrenzung zur Situation in Diktaturen und Unterdrückungsregimen: „In pluralistischen Gesellschaften brauchen die Regierenden keine umfassende Ãœberwachung und Zensur. Da kommt die Aggression gegen die Freiheitsrechte aus Teilen der Bevölkerung selbst. Diese gesellschaftlichen Gruppen bringen demokratisch gewählte Politiker an die Macht, gerade weil sie das Feindbild Medien schüren. Dieser autoritär strukturierten Sehnsucht ist mit gutem journalistischem Handwerk allein nicht beizukommen. Dazu braucht es mehr. Leidenschaft!“ Die sozialdemokratische FR verwechselt hier ganz offensichtlich die unabhängig-kritische Begleitung von Regierungshandeln und die demokratische Kontrolle durch die „vierte Gewalt“ mit „umfassender Ãœberwachung und Zensur“ – wie peinlich! Da geriert sich die FR schon lieber als Opfer aggressiver gesellschaftlicher Gruppen, die „das Feindbild Medien schüren“. Und dann stellt man etwas weinerlich und wenig selbstkritisch fest, dass dieser antimedialen Aggressivität mit gutem journalistischem Handwerk allein nicht beizukommen sei, sondern nur mit mehr „Leidenschaft“! Dabei dachte ich, dass gutes journalistisches Handwerk die Leidenschaft guter Journalisten sei. Die FR ist also zumindest der kritischen Auffassung, dass es zu wenige gute Journalisten gibt, die das Vertrauen von Bürgern zurückgewinnen können.

Der Publizist Prantl hingegen wünscht sich gegenüber dem Deutschlandfunk im Zusammenhang mit dem Vertrauensverlust in Medien von deutschen Journalisten mehr Souveränität: „Man reagiert am besten so, dass man gute, kluge, ordentliche, kritische Arbeit macht und sich nicht einschüchtern lässt.“ Und im Zusammenhang mit einer „Weinerlichkeit“ und Angst vor sozialen Netzwerken stellt Prantl fest, dass souveräner Journalismus sich vor den neuen Entwicklungen nicht fürchten müsse, denn der bewähre sich sowohl in analogen Medien als auch in der digitalen Welt.

Als engagierter und medieninteressierter Bürger wünsche ich mir zum Welttag der Pressefreiheit von unseren Journalisten gute, kluge, ordentliche, kritische Arbeit und auch einen der digitalen Welt gegenüber souveränem Journalismus. Souveräner, unabhängiger und kritischer Journalismus wird das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen können – zum Wohle unserer Demokratie!

(03.05.2019)

 

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http://www.hansheinrichdieter.de/html/feigheitvordemjournalismus.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/tendenz-funk.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/journalismuskritik2.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/luegenpresse.html

 

 

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