Hans-Heinrich Dieter

Unwort 2015: Gutmensch   (13.01.2016)

 

Eine Jury der TU Darmstadt hat „Gutmensch“ zum Unwort des Jahres 2015 gekürt. Begründung: „Als 'Gutmenschen' wurden 2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen.“ Da drängt sich der Eindruck auf, dass ganz bewusst nicht ein „unschönes“ sondern ein „unerwünschtes“ Wort gewählt wurde.

Von den 1644 Einsendungen aus der Bevölkerung schlugen nur ganze 64 diesen Begriff als Unwort vor. Und das Wort "Gutmensch" wurde lediglich am dritthäufigsten vorgeschlagen. Hinter dieser Missachtung von Mehrheitsvoten steckt wohl System.

Seit den 1980ern wird der Begriff „Gutmensch“ verwendet für Personen mit überbetont moralischer Grundhaltung, gepaart mit zweifelhaftem und wenig erfolgreichem Verhalten in der Sache. Gutmenschen meinen es gut, machen es häufig aber weniger gut. Die Grünen zum Beispiel bezeichnen sich selbst als Gutmenschen und treten auf als Weltverbesserer, als Oberlehrer, als Zwangsbeglücker mit Veggieday-Vorschriften, haben stets den moralischen Zeigefinger ganz oben und vergessen dabei, dass sie in ihren Anfangswirren dem Sex mit Kindern das Wort geredet haben. Solche Gutmenschen sind nicht selten Heuchler, die Wasser predigen aber den Wein nicht stehen lassen. Und da Gutmenschen sich auch vehement für vermeintliche political correctness einsetzen, sind sie dann auch schnell dabei, Kritik an ihrem Verhalten in die rechtsradikale Ecke zu reden und den Begriff „Gutmensch“ zum rechten Kampfbegriff zu erklären. Die linken Medien kommentieren entsprechend wie z. B. die TAZ: „Der 'Gutmensch' wurde gezielt gekapert. Von der Rechten, die in ihm eine passende Denunziationsvokabel fand, um jeden als Naivling hinzustellen, der sich nicht ihrer Schulhofschläger-Logik fügen wollte. Inzwischen wird er, als rechter Kampfbegriff, dermaßen inflationär gegen jeden Menschen verwendet, der auch nur einen Hauch von Differenzierung, Vernunft oder Empathie in die Debatte bringen will, dass er nun doch schon wieder hilfreich ist: als Deppen-Indikator.“ Wortwahl und Inhalt sprechen für sich.

Dabei sind der Versuch der Verleumdung und unwahre Darstellungen nicht neu. Schon 2006 behauptete der Deutsche Journalistenverband, die Herkunft des Begriffes läge in der Zeit des Nationalsozialismus. Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung widersprach dieser Behauptung später ausdrücklich. Entsprechenden Behauptungen sei man nachgegangen, diese hätten sich aber als haltlos erwiesen.

Genauso haltlos ist die Behauptung, dass „2015 insbesondere auch diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen.“ Nach meiner Kenntnis wird das großartige ehrenamtliche Engagement freiwilliger Helfer bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise durchgängig positiv gewürdigt. Mit „Gutmensch“ werden vielmehr auch solche sonntagsrednerischen Politiker bezeichnet, die Deutschland mit einer gut gemeinten aber unkontrollierten, planlosen und deswegen auch verantwortungslosen Willkommenspolitik stark überfordern. Die menschenwürdige Versorgung der vielen Flüchtlinge gestaltet sich schwierig bis beschämend peinlich, Beispiel: Lageso in Berlin. Die innere Sicherheit ist nicht unter Kontrolle, schlimmes jüngstes Beispiel: Silvester in Köln. Weil „Gutmenschen“ Idealisten sind, glauben sie natürlich ihrer eigenen Propaganda. Die Bürger vor Ort, die zuständigen Kommunalpolitiker und Ordnungshüter sind mit der Realität konfrontiert und glauben solcher Propaganda nicht. Deswegen diffamiert das Wort „Gutmensch“ keineswegs soziales Engagement sondern benennt Heuchelei, doppelte Moral und politisches Versagen, wenn „das freundliche Gesicht“ wichtiger ist als die Gewährleistung von Sicherheit und die Sorge um das Wohl der Bürger. In diesem Zusammenhang könnten die „Gutmenschen“ durchaus ein wenig selbstkritischer und weniger ideologiegetrieben sein.

Meine Wahl des Unwortes 2015 wäre der Kampfbegriff „Populismus“.

(13.01.2016)

 

 

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