Hans-Heinrich Dieter

Panzer an die Grenze zu Russland   (01.04.2016)

 

Die USA werden eine komplette Panzerbrigade mit 4200 Soldaten, 250 Panzer, außerdem Haubitzen, Kampffahrzeuge und weiteren 1700 zusĂ€tzlichen Fahrzeugen an die Ostflanke der NATO verlegen. Die Stationierung ist noch nicht entschieden, infrage dafĂŒr kommen die direkten Nachbarn Russlands: die baltischen Staaten, Polen sowie RumĂ€nien und Bulgarien. Die Verlegung der Panzerbrigade solle im Februar 2017 beginnen und spĂ€ter sollen in allen NATO-Staaten an der Ostflanke mit diesen Kampftruppen MilitĂ€rĂŒbungen durchgefĂŒhrt werden.

Damit erfĂŒllen die USA die Zusage höherer Verteidigungsausgaben fĂŒr Europa, stĂ€rken die NATO und erfĂŒllen den Wunsch, insbesondere der baltischen Staaten und Polens nach stĂ€rkerer US-TruppenprĂ€senz aufgrund der aggressiven Politik Russlands.

Der russische Botschafter bei der NATO, Gruschko, reagierte natĂŒrlich mit heftiger Kritik: Eine zusĂ€tzliche NATO-PrĂ€senz an der russischen Westgrenze „sei durch nichts gerechtfertigt“ und Moskau werde darauf eine „völlig asymmetrische Antwort“ geben. Es ist ja auch nicht zu erwarten, dass dieser Putin-Untergebene die Sorgen der baltischen Staaten, die einen hohen russisch-stĂ€mmigen Bevölkerungsanteil haben und auch deswegen eine Ă€hnliche hybride KriegsfĂŒhrung Russlands wie in der Ostukraine fĂŒrchten, versteht. Und es war doch Putin, der etwas prahlerisch festgestellt hat, dass russische Truppen in zwei Tagen Riga und Tallin erreichen könnten - was Berechnungen der Rand Corporation auch bestĂ€tigen. Die geplante Stationierung der US-Kampftruppen ist also keine Provokation, sondern eine Reaktion auf russische AggressivitĂ€t und die dokumentierte Bereitschaft Putins, Völkerrecht zu verletzen, wenn er es fĂŒr angebracht hĂ€lt.

Die NATO reagiert konsequent auf diese zunehmende AggressivitĂ€t Russlands unter Putin, das ist wichtig fĂŒr das BĂŒndnis und unsere osteuropĂ€ischen Partner. Die NATO orientiert sich konsequent an der politischen RealitĂ€t und findet zur ProfessionalitĂ€t der Zeiten vor den Friedensdividenden-TrĂ€umen zurĂŒck. Deswegen ist es richtig und wichtig, dass die USA die NATO bei dieser konsequenten Politik unterstĂŒtzen und im Hinblick auf verstĂ€rkte Verteidigungsanstrengungen in Europa mit gutem Beispiel vorangehen.

Dabei behindert diese konsequente Politik keineswegs die Überwindung der politischen Russland-NATO-Krise, sondern sie schafft die Voraussetzungen fĂŒr die Wiederbelebung eines nĂŒtzlichen Dialogs. Denn wir brauchen Russland geopolitisch zur Lösung der vielfĂ€ltigen Krisen in der Welt. Wir brauchen aber dafĂŒr ein Russland, das wieder als Partner der westlichen Welt kooperieren will und die vielen Dialogangebote nicht ausschlĂ€gt. Mit einem neo-stalinistischen und neo-imperialistischen Russland, das die Umsetzung des Minsker Abkommens blockiert und in Syrien einen mit der westlichen Welt nicht koordinierten Krieg fĂŒhrt, werden wir nicht erfolgreich zusammenarbeiten können, solange Putin den neuerlichen Kalten Krieg mit der westlichen Welt will. Diesen aggressiven Putin muss die westliche Welt sehr ernst nehmen und glaubwĂŒrdig mit der NATO deutlich machen, dass sie zur Verteidigung ihrer Mitgliedstaaten bereit ist. Diese „Sprache“ versteht Putin und das sichert Frieden in Osteuropa.

Russland hat als Alternative zu Europa China – ist aber dort nur Bittsteller und Juniorpartner. Deswegen braucht Russland Europa. Europa hat als starke Alternative zu Russland die einzige Weltmacht USA. Ein illusionsloses, einiges, starkes und konsequentes Europa muss daher politisch mit den USA an einem Strang ziehen und die Sicherheitspolitik der NATO nach KrĂ€ften unterstĂŒtzen. Dann werden Rahmenbedingungen zu schaffen sein, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Russland wieder möglich machen.

Und wenn der russische Botschafter bei der NATO, Gruschko, nun eine „völlig asymmetrische Antwort“ ankĂŒndigt, dann bestĂ€tigt er nur die russische AggressivitĂ€t, der wir dringend begegnen mĂŒssen.

(01.04.2016)

 

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