Hans-Heinrich Dieter

Mutiges Frankreich!   (31.03.2018)

Das NATO-Mitglied Türkei führt einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Bevölkerung Nordsyriens und die Wertegemeinschaft NATO bezieht dagegen nicht eindeutig Stellung. Die USA unterstützen die YPG in Nordsyrien und lassen sich von der Türkei „Osmanische Ohrfeigen“, sprich Waffengewalt androhen. Und eine Konfrontation ist durchaus wahrscheinlich, denn Erdogan droht mit einer Offensive auf die von der YPG kontrollierte Stadt Manbidsch, wo US-Spezialkräfte stationiert sind. Die EU bezieht hinsichtlich der türkischen Aggression ebenfalls keine eindeutige Stellung und ist nicht in der Lage, die völlig aussichtslosen EU-Beitrittsgespräche mit dem inzwischen völlig EU-untauglichen Land zu beenden und damit auch die milliardenschweren Beitrittshilfen zu stoppen. Deutschland hat gegenüber Erdogan schon lange die Selbstachtung verloren, nur ganz unterwürfig-vorsichtig Kritik an der türkischen Aggression geübt und setzt die massiven Waffenlieferungen an die Türkei fort. Und nun hat Trump überraschend angekündigt, dass er die US-Aktivitäten in Syrien einstellen will: „Wir werden sehr bald aus Syrien abziehen“!

Die Türkei hat inzwischen die nordsyrische Stadt Afrin erobert und will ihren Kampf gegen Kurden nun auch auf den Irak ausweiten. Machthaber Erdogan kündigte vor zwei Wochen an: „Wir werden den Terroristen dort in Kürze sehr kräftig auf die Füße treten” und meint die Kurden-Gebiete im Norden Iraks, also auch die Peschmerga, die von der Bundeswehr ausgerüstet und ausgebildet den IS bekämpft haben. Damit sind deutsche Staatsbürger auch ein mögliches zukünftiges Ziel türkischer Waffengewalt.

Nun hat der französische Präsident Emmanuel Macron Vertreter der Rebellen-Gruppe Syrische Demokratische Kräfte (SDF) empfangen und ihnen die „Unterstützung Frankreichs“ zugesagt. Bei den SDF-Rebellen handelt es sich um ein kurdisch-arabisches Bündnis, das von den kurdischen YPG-Kämpfern dominiert wird. Frankreich hat die YPG-Kämpfer in der nordsyrischen Region mit Waffen ausgerüstet und deren Ausbildung durch Spezial-Kräfte unterstützt. Das verärgert die Türkei erheblich, sie wirft Frankreich vor, „Terroristen“ zu unterstützen und droht dem NATO-Partner damit, dass diejenigen, die mit Terrorgruppen gegen die Türkei zusammenarbeiteten und Solidarität zeigten, „wie die Terroristen ein Ziel der Türkei werden“ würden.

Die französische Zusage der Unterstützung der SDF sowie der YPG in Nordsyrien ist ein mutiger Schritt, um den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei einzuhegen, ggf. das Vakuum, das durch einen möglichen Abzug der USA aus der Region Manbidsch entsteht, zu füllen und zu verhindern, dass die Kurden im Nordirak, die die internationale Allianz beim Kampf gegen den IS erfolgreich unterstützt haben, der vom Kurdenhass getriebenen Türkei geopfert werden. Mit Frankreich handelt wenigstens einer der sich ansonsten feige wegduckenden europäischen Staaten, und das ist hoch anzurechnen, denn immerhin verstößt die Türkei nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern schafft auch mit ihrer menschenverachtenden Aggression millionenfach zusätzliche Fluchtursachen. Und es ist einfach beschämend, dass aus der Europäischen Union oder von der NATO gegenüber einem NATO-Partner keinerlei Kritik geübt oder konkrete Maßnahmen ergriffen werden, die Erdogan zum Einlenken zwingen. Es schweigen handlungsunfähige Lämmer! Die Grande Nation wird sich aber auf jeden Fall keine Waffengewalt durch türkische Truppen gefallen lassen! Und nur das wird Erdogan zum Einlenken zwingen.

Es ist unbedingt erforderlich, dass Erdogan gestoppt wird. Denn er hat angekündigt, alle Kurden aus Syrien zu vertreiben, und hat angekündigt, auch im Nordirak einzumarschieren. Wenn das nicht verhindert wird, erzwingt die Türkei eine militärische Lösung, die den ohnehin instabilen Nahen Osten weiter destabilisieren wird. Der am Pulverfass zündelnde Täter ist dann der NATO-Partner und EU-Beitrittskandidat Türkei – und die NATO und die EU sind dann mitschuldig!

(31.03.2018)

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