Hans-Heinrich Dieter

20. Juli 2017   (20.07.2017)

 

 

Der 20. Juli ist für mich als Soldat der Bundeswehr ein wichtiger Gedenktag. Einerseits werden an diesem Tag die Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime geehrt und es wird ein Teil der Tradition der Bundeswehr gepflegt. Andererseits werden seit einer Reihe von Jahren Rekruten und jetzt Freiwillige der Bundeswehr in feierlicher Form an diesem Gedenktag öffentlich vereidigt.

Als aktiver Soldat habe ich diesen Tag immer zum Anlass genommen, einen Teil der Tradition der Bundeswehr auch persönlich zu pflegen und den zukünftigen Soldaten eine ehrende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Als pensionierter Soldat war ich in jedem Jahr zu diesem Ereignis eingeladen, sei es vor dem Reichstag oder beim Bendlerblock, und habe auch gerne teilgenommen, wenn ich konnte.

In diesem Jahr wurde ich nicht eingeladen. Da ich aus langjähriger Erfahrung die – fast absolute – Unfehlbarkeit des Protokolls des Ministeriums kenne, kann ich berechtigt annehmen, dass es sich nicht um einen Bürofehler handelt, sondern um eine Leitungsmaßnahme.

Ich gehe davon aus, dass mich Ministerin von der Leyen von der Einladungsliste streichen ließ, weil sie mit meiner Kritik an ihrem für die Soldaten der Bundeswehr sehr nachteiligen Führungsverhalten nicht einverstanden war und bin.

Sollte meine Vermutung der Wahrheit entsprechen, dann offenbart die Ministerin neben einer krassen Führungsschwäche auch einen kleinmütigen Charakter und unzureichende Kritikfähigkeit. Wenn ich mich irre, bitte ich um Entschuldigung und freue mich über eine Einladung zum 20.07.2018.

(20.07.2017)

 

 

Meinen Brief an die Ministerin anlässlich der Einladung zu einer Diskussionsveranstaltung zur Inneren Lage der Bundeswehr füge ich an:

Hans-Heinrich DIETER                                                                                                                  Telefon: 02241 / 332291
53757 Sankt Augustin                                                                                                                    16. Mai 2017

 

 

Dr. Ursula von der Leyen, MdB

Bundesministerin der Verteidigung

11055 Berlin

 

(Anrede handschriftlich)

 

ich danke Ihnen für die äußerst kurzfristige Einladung zu einem Gedankenaustausch über die Innere Lage der Bundeswehr. Ich werde der Einladung nicht folgen, da ich einen anderen Termin nicht gerne absagen möchte und die kurzfristige Organisation der An- und Abreise sehr aufwändig ist. Auch Pensionäre planen  ihre kostbare Zeit. Ich möchte Ihnen aber meine Gedanken zur Thematik nicht vorenthalten und stehe zu einem späteren Zeitpunkt für eine Diskussion zur Verfügung.

Die bisher dürftige Faktenlage um die kriminellen Verfehlungen des terrorverdächtigen Bundeswehroffiziers Franco A. und seiner zwei bis drei Komplizen muss aufgeklärt und Verantwortliche müssen zur Rechenschaft gezogen sowie gegebenenfalls des Dienstes enthoben werden. Wenn die Faktenlage gesichert ist, Verfehlungen bewiesen und wenn weitere Täter ermittelt sind, kann man versuchen, ein vermeintliches Netzwerk aufzudecken und unschädlich zu machen. Da muss die Verteidigungsministerin nicht öffentlichkeitswirksam den spekulativen Eindruck erwecken, dass möglicherweise ganze „Terrornetzwerke in der Bundeswehr“ wirksam sind und sie mutig und beherzt einen braunen Sumpf trockenzulegen und die Streitkräfte einer "Säuberung" zu unterziehen habe.

Die sehr bedauerlichen Vorfälle sexualisierter Herabwürdigung in Pfullendorf sowie übelster Schikane in Sondershausen werden dann mit dem Fall Franco A. vermengt und zum  vermeintlichen Beweis für einen „Bundeswehr-Skandal“ hochstilisiert. Das alles ist Anlass für unsere Ministerin, öffentlich vermeintliche strukturelle Probleme in den Streitkräften einzuräumen: Die Bundeswehr habe ein Haltungsproblem, offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen und auch einen falsch verstandenen Korpsgeist, durch den Informationen nicht weitergegeben worden seien. Die Ministerin meint medienwirksam feststellen zu müssen: "Die Bundeswehr darf nicht wie ein verstaubter Klub Gestriger auftreten", weil sich die Bundeswehr als Organisation wandeln und das nachholen müsse, was die Gesellschaft in den vergangenen 100 Jahren geleistet habe. Sie beklagt außerdem den Mangel an „Respekt für Vielfalt“ und damit einen Mangel an „Haltung“ und weiter: Aber „…Haltung können Sie nicht befehlen, die müssen Sie vorleben und immer wieder erklären“ und da gebe es viel Widerstand, denn Veränderung werde oft als Bedrohung gesehen. Die Ministerin ist wirklich zu bedauern, dass sie für einen solch bornierten, rückständigen und in Teilen wohl möglicherweise auch braunen Haufen schon so lange gesamtverantwortlich ist.

Durch diese öffentliche Selbstdarstellung  hat die Verteidigungsministerin die Soldaten der Bundeswehr pauschal, massiv und ungerecht kritisiert sowie auch diffamiert, und damit einen schwerwiegenden Vertrauensverlust verursacht - sie ist dabei, „ihre“ Soldaten nachhaltig zu verlieren.

Der nun befohlene Bildersturm - bis hin zur Beseitigung des Wehrmachtsleutnants Helmut Schmidt - und der offensichtliche Aktionismus im Zusammenhang mit der bisher noch nicht begründeten Überarbeitung der Wehrdisziplinarordnung sowie der lächerlich begründeten Überarbeitung des Liederbuches sprechen für sich.

Die Ankündigung einer "neuen" Inneren Führung ist da schon interessanter, denn da mag es Handlungsbedarf geben, wie zwei Beispiele zeigen. Wegen der Vorfälle in Pfullendorf und Sondershausen enthebt die Ministerin den für die Ausbildung im Heer zuständigen Generalmajor seines Amtes. Der erfährt davon aus den Medien. Gegen den Amtschef des Streitkräfteamtes, der für Bildungseinrichtungen, und damit auch für die Masterarbeit des Oberleutnants Franco A. zuständig ist, wurden Ermittlungen angeordnet, ohne dass die Ministerin oder der Generalinspekteur mit dem Generalmajor über den Fall gesprochen und z.B. zur Kenntnis genommen haben, dass es die französischen damals Verantwortlichen von Saint-Cyr waren, die empfohlen haben, Franco A. mit einer neuen Masterarbeit eine zweite Chance zu geben. Der Amtschef des Streitkräfteamtes war zur Generalstagung geladen und wurde kurz vorher ohne Angabe von Gründen ausgeladen. Ganz offensichtlich haben Teile der politischen Leitung selbst - angesichts solcher Verfehlungen in der Menschenführung - Grundwerte der Inneren Führung noch nicht verinnerlichen können. Dafür braucht man aber keine neue Innere Führung sondern nur Führungserfahrung auf der Grundlage des richtigen Verständnisses der Inneren Führung. Wir erinnern uns, dass die Ministerin der Bundeswehr vor nicht allzu langer Zeit noch einen „Maulkorb-Erlass" aufdrücken wollte, weil die Staatsbürger in Uniform sich ohne hinreichende Überwachung durch das Ministerium mit Parlamentariern und Medien austauschen könnten. Wenn solche ministerielle "Haltung" Grundlage für "neue" Innere Führung sein soll, dann ist der Bundeswehr mit unserer alten bewährten Führungsphilosophie besser gedient.

Sehr geehrte Frau Ministerin, Sie sprechen in Ihrer Einladung davon, dass "die Angehörigen der Bundeswehr tagtäglich einen hervorragenden Dienst tun, und wiederholen damit die Feststellung bei Ihrem "Entschuldigungsversuch" vor den Generalen/Admiralen, dass Sie es bedauern, dies Ihrer Pauschalkritik nicht vorangestellt zu haben. Ihre beleidigende Pauschalkritik haben Sie nicht zurückgenommen und deswegen bleibt es beim wenig glaubwürdigen Entschuldigungsversuch. Und wenn Sie sagen, die Menschen in unserem Land seien stolz auf "die Hingabe und das außergewöhnliche Engagement" der Soldaten, dann wissen Sie, dass das nicht stimmt, denn von Menschen in unserem Land ist nicht mehr zu erwarten als "freundliches Desinteresse".

Mit Ihrer ungerechten Pauschalkritik haben Sie sich nun nicht nur der Truppe gegenüber falsch verhalten, Sie haben auch mit Ihrer Pauschalisierung und ständigen Übertreibungen ("Nur die Spitze des Eisberges", "da wird noch viel zutage kommen", "das wird ein langer Prozess") der Skandalisierung durch die Medien Vorschub geleistet, der Bundeswehr nachhaltig geschadet und bei der Bevölkerung das Gefühl verstärkt, dass man auf diese Truppe nun gerade nicht stolz sein kann. Das wird auch die Personalgewinnung negativ beeinflussen!

Es geht um die Aufklärung von bedauerlichen Verfehlungen in der Bundeswehr nach Recht und Gesetz sowie orientiert an Zahlen, Daten und bewiesenen Fakten - nicht orientiert an öffentlicher Vorverurteilung und Skandalisierung auf der Grundlage von Pauschalkritik, Spekulationen und Generalverdacht. Wer Vertrauen zurückgewinnen will, muss Vertrauen schenken wollen und können!

(Schlussformel handschriftlich)

 

PS: Wenn Referenten des BMVg sich mit meiner Argumentation auseinandersetzen wollen, empfehle ich folgende Links:

http://www.hansheinrichdieter.de/html/verstaubterklubdergestrigen.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/miserablerjournalismus.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/schelteansoldaten.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/politik-skandal.html

 

 

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